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Klimawandel: Ärzteschaft hat die Pflicht, die Auswirkungen auf die Gesundheit darzulegen

 

Rheinsches Ärzteblatt Heft 7 / 2024 Seite 9 zum Hitzeaktionstag 2024: https://www.aekno.de/aerzte/rheinisches-aerzteblatt/ausgabe/artikel/2024/juli-2024/breites-buendnis-fordert-besseren-hitzeschutz:

„Als Ärzteschaft ist es unsere Pflicht, die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels darzulegen und Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit nicht nur zu fordern, sondern aktiv zu unterstützen“

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" Berlin – Mit zahlreichen Aktionen wollen die Akteure des deutschen Gesundheitswesens am morgigen bundesweiten Hitzeaktionstag auf die Gefahr aufmerksam machen, die Hitze für die menschliche Gesundheit haben kann. „Es ist unsere Pflicht als Ärztinnen und Ärzte, die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels darzulegen und Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit nicht nur zu fordern, sondern aktiv zu unterstützen“, erklärt der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, im Vorfeld des Aktionstages.

„Mit dem Hitzeaktionstag wollen wir nicht nur auf die hitzebedingten Gesundheitsrisiken aufmerksam machen. Im Fokus steht die Frage, wie gut Deutschland auf die in Zukunft noch längeren und intensiveren Hitzeperioden vorbereitet ist.“ Ziel müsse es sein, hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu bewahren.

Der zweite bundesweite Hitzeaktionstag morgen steht unter dem Motto „Deutschland hitzeresilient machen – wir übernehmen Verantwortung“. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von der BÄK, der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), dem Deutschen Pflegerat, dem GKV-Spitzenverband und dem Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HÄV). Mehr als 50 weitere Institutionen und Verbände haben sich der Initiative angeschlossen.

Ruf nach gesetzlichem Rahmen

„Das Jahr 2023 war das bisher wärmste Jahr in Deutschland und in Europa seit dem Beginn regelmäßiger Messungen“, betonen die Initiatoren des Aktionstages. „Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. Der Temperaturanstieg beträgt fast das Doppelte des weltweiten Anstiegs.“ Gleichzeitig gebe es aufgrund der demografischen Entwicklungen deutlich mehr Risikopersonen als auf anderen Kontinenten. „Das führt dazu, dass die Gesundheitsgefahren durch Hitze in Deutschland besonders hoch sind“, heißt es weiter.

In einem gemeinsamen Forderungskatalog sprechen sich die Organisationen dafür aus, einen klaren gesetzlichen Rahmen für gesundheitlichen Hitzeschutz auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zu schaffen, in dem Hitzeschutz als Pflichtaufgabe verankert und von Bundes- und Landesebene ausreichend finanziell unterstützt wird. Neben der Verankerung im Gesundheitsrecht solle der Hitzeschutz auch in Gesetzen und Rechtsverordnungen anderer Sektoren berücksichtigt werden, wie etwa dem Bau- oder dem Arbeitsrecht. Auch aus wirtschaftlicher Perspektive sei die Dringlichkeit sehr hoch, Deutschland hitzeresilient zu machen, so die Organisationen. Daher fordert das Hitzeschutzbündnis die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die dazu nötigen Investitionen unverzüglich in den entsprechenden Haushalten und Budgets einzustellen.

Veranstaltungen im ganzen Land

Überall in Deutschland finden derzeit rund um den bundesweiten Hitzeaktionstag Veranstaltungen statt. Unter dem Titel „Mit Hitze keine Witze“ lud zum Beispiel das Bündnis Hitzeschutz Bayern am 3. Juni 2024 Expertinnen und Experten in die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK), um auf die Gesundheitsgefahren von Hitzewellen und mögliche Gegenmaßnahmen aufmerksam zu machen. Im Rahmen des Symposiums stellten die Bündnispartnerinnen und -partner Projekte zur Verbesserung des Hitzeschutzes vor: von klimasensibler Gesundheits- und Arzneimittelberatung durch die Krankenkassen über Hitzeschutztipps durch Apotheken bis hin zu Hitzeschutzfortbildungen und Musterhitzeschutzplänen für ärztliche Praxen und Kliniken.

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) führt im Rahmen des Aktionstags eine Online-Veranstaltung für Ärztinnen und Ärzte zu dem Thema „Wie wirkt sich der Klimawandel auf unsere Gesundheit aus?“ durch. Zusätzlich stellt die KVWL den Praxen Patienteninformationen und weitere Materialien zur Verfügung.

„Immer mehr Praxisteams stellen sich die Frage: Wie können wir uns, unsere Räumlichkeiten und Arbeitsabläufe auf Hitzewellen vorbereiten?“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der KVWL, Dirk Spelmeyer. Er rief niedergelassene Ärztinnen und Ärzte dazu auf, für ihre Praxen einen Hitzeschutzplan anzufertigen. Musterhitzeschutzpläne gebe es von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Klimasensible Beratung vergüten

„Klimasensible Beratung ist ein wichtiger Teil unserer hausärztlichen Arbeit“, betont die Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth anlässlich des Aktionstags. „In unseren Praxen erreichen wir tagtäglich einen großen Teil der Risikopatientinnen und Risikopatienten und können dabei präventiv, aber auch in der Versorgung von Hitzeerkrankungen viel leisten.“

aerzteblatt.de

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Die Ursachen der Hitze bekämpfen

Der Arzt und Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner (Die Grünen) weist anlässlich des Hitzeaktionstages darauf hin, dass Süddeutschland derzeit nicht von Hitze, sondern von Überschwemmungen betroffen sei, dass die Menschen in Indien und Mexiko zurzeit aber unter extremer Hitze von teils über 50 Grad Celsius litten.

Auch Wagner fordert mehr Verbindlichkeit im Bereich Hitzeschutz. „Wir brauchen eine klare Regelung von Zuständigkeiten und eine gesetzliche Verankerung von Hitzeschutz auf allen Ebenen. Das bedeutet einen verbindlichen Hitzeaktionsplan für jede Kommune, jedes Krankenhaus und jede Kita“, so Wagner.

Anpassung an Hitzewellen wirkten allerdings nicht gegen den Kern des Problems: den Klimawandel. „Durch den Klimawandel werden Extremwetterereignisse wie Hitzewellen in Deutschland häufiger und intensiver“, so Wagner. „Deshalb ist die Ursachenbekämpfung unabdingbar: Schützen wir das Klima, schützen wir die Gesundheit!“ © fos/aerzteblatt.de"

Quelle https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151880/Klimawandel-Aerzteschaft-hat-die-Pflicht-die-Auswirkungen-auf-die-Gesundheit-darzulegen

 

Dt. Ärzteblatt 6.6.2024 -  Gesundheitsämter benötigen für Hitzeschutz- und Hitzeanpassung Personal und Ressourcen. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151970/Gesundheitsaemter-benoetigen-fuer-Hitzeschutz-und-Hitzeanpassung-Personal-und-Ressourcen

 Dt. Ärzteblatt 12.7.2024 - Gesundheits- und Klimapolitik stärker miteinander verknüpfen: Die Gesundheits- und die Klimapolitik sollten stärker miteinander verknüpft werden. Dafür sprachen sich Fachleute aus beiden Politikbereichen im Rahmen einer Umfrage der Global Climate and Health Alliance (GCHA) aus, deren erste Ergebnisse kürzlich präsentiert wurden. Derzeit integrierten beide Bereiche den jeweils anderen nicht ausreichend in ihre Gesetzgebung, hieß es. Als Beispiele wurden das Klimaanpassungsgesetz aus dem Bundesumweltministerium (BMUV) und das Kranken­hausversorgungsverbesserungsgesetz aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) genannt. Die GCHA ist eine Dachorganisation, der über 180 Mitgliedsorganisationen aus mehr als 40 Ländern angehö­ren. Sie setzt sich dafür ein, die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren und die Vor­teile eines klimafreundlichen Verhaltens auf die Gesundheit, die sogenannten Co-Benefits, zu maximieren. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/152816/Gesundheits-und-Klimapolitik-staerker-miteinander-verknuepfen

Verweise

https://hitzeaktionstag.de/

WHO - Uniting for Health and Climate Action - Add Your Voice !

zu heiss zum Leben - über extreme Hitze | Lifestream Hitzeaktionstag 14.Juni 2023

Klima

→ European Environment Agency EEA - Europäische Bewertung der Klimarisiken  Report No 1/2024  |  .pdf-file European climate risk assessment_DE TH-AL-24-001-DE-N.pdf [7.3 MB] 

 Updates

Dt. Ärzteblatt 13. Dezember 2024 - Weltklimagipfel: Klimaschutz braucht politische Vorgaben.  Dtsch Arztebl 2024; 121(25): A-1642 / B-1380 https://www.aerzteblatt.de/archiv/242104/Weltklimagipfel-Klimaschutz-braucht-politische-Vorgaben "Internationale Konferenzen zum Schutz der Umwelt und damit der Gesundheit dämpfen die Hoffnung auf effektiven Klimaschutz. Kleine Erfolge und das Engagement einzelner Akteure sind dennoch zu verzeichnen. ...Keine Einigung beim UN-Plastikabkommen Anfang Dezember in Südkorea, ein Streit am Ende der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan (COP29), offene Fragen zur Finanzierung des Artenschutzes auf der Biodiversitätskonferenz in Kolumbien: Die Ergebnisse der internationalen Treffen mit dem Ziel, die Natur und damit die Gesundheit der Menschen zu schützen, klingen ernüchternd. ..."